Interview mit Steffen von „Bluegrass Cash“
CFRM: Seit wann gibt es die Band und wie hat sie sich gegründet? Woher kommt die Band?
Steffen: Im Sommer 2019 hat Martin Voogd die Band erstmals zusammengebracht. Wir wohnen alle in bzw. bei Köln. Zwei von uns kommen aus den Niederlanden, drei aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands. Wir kennen uns vom Cologne Bluegrass Bash, der monatlich stattfindenden Bluegrass-Session in Köln, die es seit zwölf Jahren gibt. Martin hatte die Idee zur Gründung dieser Band schon viele Jahre bevor er nach Köln gezogen ist. In der belebten Szene Kölns hat er uns der Reihe nach gefragt, ob wir diese Band mit ihm aufbauen wollen. Kikki kam vor ca. drei Jahren dazu. Wir treten seither oft und gerne als Quintett auf und spielen neben unserem Cash-Repertoire auch solche Songs, die June Carter Cash alleine oder mit Johnny Cash gesungen hat.
CFRM: Wie hat sich der Bandname entwickelt und was bedeutet er?
Steffen: Martin hatte schon über viele Jahre die Idee, das Repertoire von Johnny Cash mit Bluegrass-Stilelementen zu kombinieren, und so stand der Name bereits fest, bevor Martin überhaupt die Band zusammengebracht hatte. Unser Repertoire setzt sich aus Songs zusammen, die Johnny Cash gesungen hat. Nach fast 100 Jahren Bluegrassmusik mit all ihren Entwicklungen und Strömungen setzen wir hier keine stilistischen Grenzen. Wir bleiben bei dem klassischen Bluegrass-Instrumentarium und legen einen Fokus auf mehrstimmigen Gesang. In der Interpretation der Stücke bleiben wir jedoch frei. Daraus wachsen oft überraschende und schöne Arrangements. Wir alle sind verbunden durch unsere Leidenschaft zur Country- und Bluegrassmusic, wir fühlen sie aber auch jeweils etwas anders. Das macht es besonders.
CFRM: Wie würdet Ihr Eure Musikrichtung innerhalb der Countrymusic beschreiben (z.B. traditionell, modern, outlaw, etc.)?
Steffen: Manche Stücke, vor allem die frühen Cash-Klassiker, sind eher traditionell – sie bilden vor allem unsere musikalischen Anfänge als Band ab. Manche Stücke wirken hingegen eher kammermusikalisch, mehr Richtung outlaw.
CFRM: Was sind Eure musikalischen Einflüsse und Vorbilder?
Steffen: Wir mögen natürlich alle traditionelle Countrymusik, die Liste der Namen ist lang (sollten wir Johnny Cash erwähnen? 🙂 ). In unsere musikalischen Arrangements fließen unterschiedlichste Inspirationen aus dem Jazz, der Klassik oder Rockmusik ein.
CFRM: Was sind Eure bisherigen größten Erfolge oder bemerkenswertesten Auftritte?
Steffen: Im Mai 2025 treten wir beim Internationalen Bluegrass-Festival in Bühl auf. Das ist schon eine große Anerkennung für uns, auf diesem Top-Festival auftreten zu dürfen. Unsere erste kleine Tournee in den Niederlanden war phänomenal, als wir ausverkaufte Theaterauftritte gespielt haben.
CFRM: Gibt es lustige oder interessante Anekdoten aus der Bandgeschichte, die Ihr teilen möchtet?
Steffen: Wir proben immer montags um 10:00 Uhr bei Paul zuhause. Erstmal frühstücken wir, Rainer bringt Brötchen mit, und irgendwann geht die Probe los. Das ist ein schöner Start in die Woche und beschreibt ganz gut unsere fluffige Band-Dynamik. In der Band haben alle unterschiedliche Ressourcen und Fähigkeiten (nicht nur musikalisch), das ergänzt sich ganz gut. Abseits des Probens und des Arrangierens müssen wir viel Booking-Arbeit leisten, wir brauchen ein Fahrzeug und Personen, die sicher fahren, eine PA zur Beschallung, die jemand bedienen können muss usw. Alle tun ihren Teil dazu und nichts bleibt auf der Strecke – bei uns funktioniert das von sich aus, das ist selten der Fall.
CFRM: Was sind Eure Pläne und Ziele für die Zukunft?
Steffen: Wir möchten noch viele Auftritte spielen und weiter in anderen Ländern auftreten, es gibt schließlich überall Country- und Bluegrass-Hotspots. Doch auch außerhalb der Countryszene findet unsere Musik Anklang – auf Festivals wie in Theatern. Derzeit ist das zweite große Album in Arbeit, das voraussichtlich im Mai erscheinen wird; die Arbeit im Studio ist immer sehr intensiv und bringt die Musik nicht selten auf ein ganz neues Level. Da die Band nicht nur Arbeitsgruppe, sondern auch Freundeskreis ist, werden wir sicher noch viele Jahre touren, an neuen Stücken arbeiten und diese mit unserem Publikum teilen.
CFRM: Wie seht Ihr die Country-Szene in Deutschland?
Steffen: Das ist schwer zu beurteilen, da wir erleben, dass es verschiedene Strömungen in der Country-Szene gibt. Es gibt sicherlich Schnittmengen im Publikum, die meisten von uns haben eher mit der Bluegrass-Szene zu tun. Diese erleben wir als sehr warmherzig und familiär. Unterschiedlichste Menschen teilen eine Leidenschaft und fühlen sich dadurch verbunden. Steffen und Rainer z.B. gehen seit vielen Jahren zum Grevengrass-Bluegrass-Festival bei Münster, dort traten wir in 2024 auch auf, und es ist jedes Mal so, als ob wir nach Hause kommen. Das liegt an den Menschen: Die Musik ist wundervoll, aber erst der Umgang der Leute untereinander macht es zu dem, was es ist.
CFRM: Werden Bands und Künstler noch wertgeschätzt?
Steffen: Das kann man auf unterschiedliche Weisen sehen und es kommt dabei manchmal auf das Genre an. Viele Musikrichtungen werden vom Land oder Bund gefördert, manche weniger. Neue Musik oder Jazz werden oft eher als förderungswürdig angesehen, Folkmusik seltener. Meistens geht es bei Förderungen darum, neue Songs zu kreieren. In der Volksmusik/Folkmusik wird es schwer, dieses Kriterium zu erfüllen. Das Publikum erleben wir stets großartig und wertschätzend. Vielleicht kann man insgesamt sagen, dass weniger Leute ins Konzert kommen als vor einigen Jahren oder Jahrzehnten. Seit der Pandemie berichten viele VeranstalterInnen, dass der Vorverkauf weniger gut läuft als zuvor. Das macht es für alle natürlich schwieriger, Konzerte zu planen, insbesondere für die, die von der Live-Musik leben (wie wir). Andererseits gibt es immer wieder fantastische Begegnungen mit Menschen, die selten Live-Musik erleben und von den akustischen Instrumenten und Gesängen um so mehr fasziniert sind und diese Art Musik zu machen als umso kostbarer empfinden.
CFRM: Wie ist Eure Meinung zu Initiativen bzw. Vereinen wie den Countryfreunden Rhein-Main?
Steffen: Solche Initiativen bringen zunächst Gleichgesinnte zusammen, und das steigert die Lebensqualität aller. Wir kennen das aus der Bluegrass-Szene gut (oft ist es wie ein großes Familientreffen mit Leuten, die man tatsächlich mag). Sie verschaffen dem Country in Deutschland eine Plattform und machen Nischenmusik sichtbar. Das finden wir sehr wertvoll. Wo immer wir Konzerte geben, finden wir diese besonderen Orte und Bühnen, für die viele begeisterte Menschen unschätzbare Lebenszeit, Geld und Herzblut geben, um Live-Musik am Leben zu halten. Das ist in vielen Bereichen und Stilen der Musik so und macht unser Leben als Musiker möglich und um einiges reicher!
CFRM: Was erwartet Ihr von Eurem Auftritt bei den Countryfreunden Rhein-Main?
Steffen: Für uns ist es etwas Besonderes und Wertvolles, ein Konzert vor Leuten zu spielen, die Fans der Countrymusik sind und für diese auch einen speziellen Ort geschaffen haben. Wir freuen uns einfach auf eine gute Zeit!
CFRM: Habt Ihr eine Botschaft an die Besucher der Homepage und die Country-Fans in der Region?
Steffen: Wir freuen uns über jede Person, die zum Konzert kommt. Freut Euch auf bekannte Songs von Johnny Cash und June Carter Cash in Versionen, die Euch packen, und seid auf einige Überraschungen gefasst.
CFRM: Vielen Dank für das Interview … wir sehen uns im April!
Das Interview wurde am 13. Februar 2025 per E-Mail geführt.
